Finanz im Dialog: Kapitalmarktunion als Schlüssel zu mehr Investitionen und Wachstum Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Wirtschaftsstandorts stand im Zentrum der Podiumsdiskussion

Unter dem Titel „Kapitalmarkt in Fesseln – Wer finanziert Europas zukünftiges Wachstum?“ lud Finanzminister Magnus Brunner im Rahmen der traditionellen Diskussionsreihe „Finanz im Dialog“ hochkarätige Expertinnen und Experten ins Finanzministerium, um die Zukunft des europäischen Kapitalmarkts zu analysieren.

„Die Herausforderung ist klar: Die Europäische Union kämpft derzeit um nachhaltiges Wachstum und die Wirtschaftsaussichten sind nicht sehr vielversprechend. Wir müssen uns wieder auf die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren. Ein zentrales Element ist eine echte Kapitalmarktunion, die Investitionen ohne bürokratische und regulatorische Hürden zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten ermöglicht. Die Diskussion darüber hat in den letzten Monaten dank meines geschätzten Kollegen Paschal Donohoe wieder an Dynamik gewonnen“, begrüßte Finanzminister Magnus Brunner den Präsidenten der Eurogruppe und irischen Minister für öffentliche Ausgaben. Neben dem ausländischen Ehrengast hieß der Finanzminister den Aufsichtsratsvorsitzenden der ERSTE Stiftung und Präsidenten des Europäischen Forums Alpbachs, Andreas Treichl, sowie die Ökonomin Heike Lehner herzlich willkommen.

„Fast alle Mitgliedstaaten sind sich einig, dass die Vorschriften für Investitionen europaweit harmonisiert und die Bürokratie abgebaut werden muss, wobei einige die Zentralisierung der Aufsicht als Herzstück der Kapitalmarktunion sehen. Aus meiner Sicht ist das nicht ganz richtig. Wir sollten keinen Markt regulieren, der unterentwickelt ist, bevor wir Anreize zur Schaffung eines Marktes setzen“, so Finanzminister Magnus Brunner in seinem Eingangsstatement weiter.

Um Europas digitale und grüne Ziele zu erreichen, werden laut Europäischer Kommission jährlich bis zu 800 Milliarden Euro benötigt. Paschal Donohoe betonte: „Es ist klar, dass kein öffentlicher Haushalt der Welt diese Summe finanzieren kann. Daher ist eine stärkere Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und institutionellen Investoren zwingend erforderlich. Man muss den Menschen erklären, welche Vorteile eine Kapitalmarktunion für jede und jeden Einzelnen bringen kann und die Scheu davor abbauen.“

In Europa und insbesondere in Österreich gäbe es enorme Mengen an Kapital auf Sparkonten, die niedrig verzinst sind und den Diskutanten zufolge dringend mobilisiert werden müssten. Dies würde sowohl den Sparern, als auch den europäischen Unternehmen helfen, die dringend finanzielle Mittel brauchen. Darüber hinaus seien auch mehr Risikokapitalinvestitionen in Europa, insbesondere zur Förderung von Innovationen, notwendig.

Einen wesentlichen Faktor, um diese Ziele zu erreichen sahen die Expertin und die Experten in der Stärkung der Finanzbildung. Diese stelle einen wichtigen Eckpfeiler auf dem Weg zu einer Kapitalmarktunion dar. „Die Kapitalmarktunion wird von der Bevölkerung oftmals als etwas Negatives wahrgenommen, Kapitalmärkte per se verteufelt und junge Unternehmen, die Investitionen dringend brauchen, müssen ins Ausland abwandern, um diese zu bekommen. Wir müssen daher jetzt handeln und zwar alle zusammen – alle Mitgliedsstaaten und alle verantwortlichen Ressorts. Denn jeder Tag, der vergeht, ist ein verlorener Tag“, erklärte Andreas Treichl.

Die Ökonomin Heike Lehner betonte in diesem Zusammenhang, dass es um die Finanzbildung schlecht bestellt sei, vor allem jene der Frauen: „Wir dürfen nicht auf die nächste Krise warten, um voranzukommen, wir müssen die Erzählung dieses komplexen Themengebiets jetzt ändern, die Wahrnehmung der Menschen zum Positiven weiterentwickeln und das Selbstvertrauen bei Investitionen stärken. Ziel muss sein, die Vorteile in den Vordergrund zu stellen und zu verdeutlichen, wie wir alle von einer Kapitalmarktunion profitieren können.“

Auch für die Finanzierung des grünen und digitalen Wandels sei diese von zentraler Bedeutung: „Um Vorhaben wie den Green Deal finanzieren zu können, brauchen wir florierende Unternehmen und wachsenden Wohlstand. Es braucht daher sozusagen einen New Deal für den Green Deal. Jetzt ist die Zeit für dieses große Projekt gekommen“, sind sich Finanzminister Brunner und seine Gäste einig.

Fotos der Veranstaltung: https://bit.ly/4eyv3O6