Brunner: Europaweit einzigartiger Zollkorridor zwischen Triest und Villach stärkt Wirtschaftsstandort Österreich Pilotbetrieb startet noch heuer – Verlagerung des Transports auf klimafreundlichere Schiene – Schnellere logistische und zollrechtliche Abwicklung
Ein EU-weit einzigartiger Zollkorridor zwischen dem Hafen in Triest und dem Logistik Center Austria Süd (LCAS) in Villach/Fürnitz geht in den Pilotbetrieb. Im Rahmen eines Festaktes am heutigen 1. Dezember 2022 wurden die Zollvereinbarungen und der Start des Pilotbetriebs feierlich unterzeichnet. Wesentliche Ziele des Korridors sind einerseits die Beschleunigung der logistischen und zollrechtlichen Abwicklung sowohl in Italien als auch Österreich zum Ausbau der jeweiligen Wirtschaftsstandorte. Andererseits werden Transporte von der Straße auf die wesentlich klimafreundlichere Schiene verlagert. Der Pilotbetrieb mit den ersten Zügen startet noch im Dezember 2022. Der Regelbetrieb soll im Laufe des kommenden Jahres aufgenommen werden.
Finanzminister Magnus Brunner: „Mit diesem Zollkorridor haben wir ein absolutes Vorbildprojekt im Logistik- und Zollbereich geschaffen, denn er ist EU-weit einzigartig. Durch ihn werden der Wirtschaftsstandort Österreich und unsere Position als Binnenland gestärkt. Die Sendungen, die über uns zolltechnisch abgewickelt werden, werden im nächsten Schritt nicht nur im Inland, sondern nach ganz Europa versendet. Österreich kann sich damit als Logistik-Drehscheibe und Angelpunkt für den Warenverkehr in ganz Europa positionieren. Mein Dank gilt allen Beteiligten, die dieses Projekt mit jahrelangem Engagement vorbereitet haben.“
"Italien erwartet sich mit diesem Zollkorridor durch die geographisch günstige Lage des Hubs in Villach ein Vorzeigeprojekt für die weitere verbesserte Einbindung der italienischen Häfen in den Binnenmarkt", so Botschafter Stefano Beltrame.
"Mit der heutigen Unterzeichnung für einen Zollkorridor zwischen dem Hafen Triest und dem Logistikzentrum Villach, schreiben wir, schreibt Kärnten einmal mehr Geschichte", so Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. "Wir stellen heute im wahrsten Sinne des Wortes die Weichen für die Realisierung des ersten Zollkorridors in Europa. Kärnten wird damit nicht nur noch enger mit seiner bereits vielfach kooperierenden Partnerregion Friaul zusammenrücken. Wir schaffen damit einen weiteren international hell erstrahlenden Leuchtturm, der viele Arbeitsplätze, Betriebsansiedelungen bringen, neue Wirtschaftskooperationen ermöglichen und Wohlstand schaffen wird. In Verbindung mit der von Kärnten und der Steiermark vorangetriebenen Entstehung eines gemeinsamen durch die Koralmbahn verbundenen Wirtschaftsraum Süd, mit 1,1 Millionen Einwohnern dem größten nach Wien, ist der Zollkorridor Hafen Triest und Villach die Realisierung einer politischen Jahrhundertvision, von der noch nachkommende Generationen profitieren werden."
Wirtschafts- und Logistiklandesrat Sebastian Schuschnig erklärt: „Der Zollkorridor ist ein echter Gamechanger für den Wirtschaftsstandort Kärnten. Es wird damit ein europäisches Vorzeigeprojekt in Kärnten umgesetzt, mit dem wir die Weichen stellen, um Kärnten im Herzen des Alpen-Adria-Raumes als EU-weite wirtschaftliche Drehscheibe zu positionieren. Kärnten liegt am Schnittpunkt von zwei europäischen Verkehrsachsen, mit der direkten und unbürokratischen Anbindung des Logistikcenter Austria Süd in Villach/Fürnitz an den Hafen in Triest erhält der gesamte Wirtschaftsraum ein europaweit einzigartiges Alleinstellungsmerkmal. Gemeinsam mit der Koralmbahn, einem weiteren Jahrhundertprojekt für den Standort, wird Kärnten für Unternehmensansiedelungen hoch attraktiv und erhält völlig neue wirtschaftliche Chancen, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Zudem wird auch die Nachhaltigkeit gestärkt, indem künftig mehr Güterströme auf die Schiene verlagert werden.“
Waren aus Drittländern von Triest direkt nach Österreich zur Zollkontrolle
Die beteiligten Unternehmen (Hafen Triest/Monfalcone und ÖBB, sowie Betreiber der Verwahrlager Adriafer und ÖBB Rail Cargo Group bzw. des Logistik Center Austria Süd) entwickelten gemeinsam mit den Zollverwaltungen Italien und Österreich eine Zollkorridor-Lösung. In Zukunft wird es möglich sein, Waren aus Drittländern vom Containerschiff im Hafen Triest ohne Aufenthalt direkt auf dem Schienenweg nach Österreich bis zum Logistik-Hub Villach zu befördern und erst dort einem Zollverfahren zu unterziehen.
ÖBB CEO Andreas Matthä: „Triest ist für die ÖBB ein bedeutender Knotenpunkt für Verkehre von und nach Österreich sowie in Europas Hinterland. Wir zählen mit unserer Güterverkehrstochter ÖBB Rail Cargo Group zu den führenden Logistikunternehmen am Hafen Triest. Ich freue mich, dass wir nun unsere Kooperation vertiefen und gemeinsam an einer innovativen und effizienten Lösung für die Wirtschaft Kärntens und für den Klimaschutz arbeiten. Mit gemeinsamen Dienstleistungen wollen wir die steigenden Gütermengen, die mit dem Schiff in Triest ankommen, künftig schneller und effizienter auf die Schiene bringen und weiterverteilen. Ich bedanke mich bei allen Partnern für die sehr gute Zusammenarbeit und freue mich auf die Ausgestaltung dieser Initiative, denn nur gemeinsam können wir die Verkehrswende von der Straße auf die Schiene schaffen.“
Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl betonte: "Mit diesem Meilenstein grenzüberschreitender Zusammenarbeit wird der Raum Villach zu einem wichtigen Warenumschlagzentrum für ganz Süd- und Mitteleuropa, durch die künftige Baltisch-Adriatische Achse sogar bis an die Ostsee. Mit der Eröffnung der Koralmbahn 2026 entsteht eine neue Lebensader für Kärnten, die einen neuen „Wirtschaftsraums Südösterreich“ gemeinsam mit der Steiermark schaffen wird. Ausdrücklich danken möchte ich unseren italienischen Freunden, mit deren Unterstützung wir dieses engagierte und europaweit vorbildhafte Projekt nach vielen Jahren der Gespräche und Vorbereitungen auch auf Ebene der Alpen-Adria-Wirtschaftskammern nun umsetzen können."
Zollamt Österreich (ZAÖ) sorgt gemeinsam mit Italien für effiziente Abwicklung
„Die große Herausforderung für die Zollabwicklung auf Wirtschafts- wie Zollseite liegt darin, den Workflow mehrerer verschiedener Beteiligter so aufeinander abzustimmen, dass sowohl ein flüssiger Transport und Verfahrensablauf als auch die Einhaltung der im internationalen Handel erforderlichen Regeln gewährleistet sind. Hinzu kommt die eindeutige Zuordnung der jeweiligen Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Dank professioneller und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern konnten wir dafür durchdachte und effiziente Lösungen entwickeln“, so ZAÖ-Vorständin Heike Fetka-Blüthner.
Die operative Abwicklung des Zollkorridors, die Zollabfertigungen und damit verbundenen Zollkontrollen werden durch das zuständige Kundenteam der Dienststelle Süd des ZAÖ sowohl am Standort Fürnitz als auch am Standort Villach wahrgenommen. Das Team vor Ort besteht aus 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 9 am Standort Fürnitz. Die risikobasierte Kontrolltätigkeit vor Ort wird durch den Einsatz von Diensthunden, mobilen Röntgenfahrzeugen und anderen technischen Ausrüstungen unterstützt.