Finanzminister Magnus Brunner rückt Finanzbildung in den Fokus Expertinnenrunde im BMF zu Frauen und Finanzbildung; Frauen wichtige Zielgruppe der nationalen Finanzbildungsstrategie
Unter dem Titel „Frauen und Finanzbildung“ lud Finanzminister Magnus Brunner zur Veranstaltungsreihe „Finanzbildung im Dialog“ in das Dachgeschoß des Finanzministeriums. Auf dem Podium begrüßte Brunner die hochrangigen Expertinnen Bettina Fuhrmann, Universitätsprofessorin an der WU Wien, Andrea Herrmann, Finanzvorständin der Wiener Börse AG und Valerie Hackl, Geschäftsführerin von Austro Control.
Vor dem Problemhintergrund, dass zwei Drittel aller armutsgefährdeten Personen Frauen sind, die Pensionshöhe für Männer im Schnitt höher ausfällt und der Gender Pay Gap in Österreich bei 19 % liegt, fand ein spannender Austausch statt – einerseits über signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Finanzbildung und andererseits über mögliche Lösungsstrategien.
Finanzminister Brunner betonte eingangs: „Es heißt immer, über Geld spricht man nicht. Aber sollte man nicht gerade in Zeiten von hoher Inflation und Teuerungen genau darüber sprechen? Ein kluger Umgang mit Geld ist schließlich die Grundlage für eine nachhaltige Lebensführung. Mit guter Finanzbildung kann man fundierte Entscheidungen in täglichen Konsumfragen treffen, mit dem persönlich verfügbaren Budget besser haushalten und auch Vorsorge- und Sparprodukte einordnen und für sich nutzen. Frauen fühlen sich jedoch in Finanzfragen oft weniger gut informiert. Deshalb ist es mir besonders wichtig, hier einen Fokus zu setzen, um dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Unser Ziel ist, dass Frauen in Finanzfragen ein größeres Selbstbewusstsein aufbauen und sich fit und informiert fühlen, um eigene nachhaltige Finanzentscheidungen unabhängig treffen zu können.“
Berufswahl, Erwerbsunterbrechungen, Teilzeit und unbezahlte (Care-)Arbeit
Bettina Fuhrmann sprach in ihrem Kurzimpuls-Vortrag über das Finanzverhalten von Frauen, das sich signifikant von dem der Männer unterscheidet und zeigte dabei auf, dass zahlreiche Gründe für die Probleme nicht zuletzt auch in den Erwerbsbiografien liegen: Berufswahl, Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeitsverhältnisse sowie unbezahlte (Care-)Arbeit würden dazu beitragen, dass Frauen finanziell schlechter dastehen als Männer.
Aktien in Form von Fondsprodukten als renditestärkste Form der Anlage
Andrea Herrmann betonte in ihrem Vortrag, das Problem sei nicht, dass Frauen ein geringeres Finanzwissen als Männer hätten, sondern ein geringeres finanzielles Selbstvertrauen. Dieses müsse man stärken. Des Weiteren müsse man sich von dem Mythos verabschieden, Anlegen sei nur für reiche oder mathematisch besonders begabte Menschen. Monatlich 50-100 Euro würden ausreichen für einen regelmäßigen Vermögensaufbau. Aktien in Form von Fondsprodukten empfahl sie dabei als renditestärkste Form der Anlage.
Finanzbildung bereits in der Elementarpädagogik notwendig
Im Rahmen der anschließenden Diskussionsrunde verwies Valerie Hackl darauf, dass das Thema Finanzbildung bereits in der Elementarpädagogik besonders wichtig sei und auch das Elternhaus entscheidend dazu beitragen könne. Einig waren sich die Diskutantinnen darüber, dass man daher schon bei den Kleinsten ansetzen müsse. So würden bereits Mädchen 20 % weniger Taschengeld als Buben bekommen. Eine wirtschaftliche Grundbildung und eine umfassende Berufsberatung im Schulunterricht seien daher notwendig, um Mädchen auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit zu begleiten und Altersarmut vorzubeugen.
Unterschiedlichste Stakeholder mit gemeinsamen Ziel
In einem abschließendem Stakeholder-Panel, bestehend aus Doris Zingl vom Bankenverband, Claudia Prudic vom Verein wendepunkt, Alexandra Wolk von Let’s empower Austria und Fiona Springer von der Finanzmarktaufsicht gab es weitere interessante Impulse und Anregungen - unter anderem, dass es bei Finanzbildung nicht nur darum gehe, dass Frauen ihr Geld investieren sollen, sondern vielmehr darum, Informationen und Wissen zu vermitteln, damit Frauen die richtigen Entscheidungen treffen. Gerade jetzt in ökonomisch schwierigen Zeiten sei es wichtiger denn je, nicht darauf zu vertrauen, dass die Altersvorsorge aus der Partnerschaft kommt.
EU-Projekt Nationale Finanzbildungsstrategie
Die Nationale Finanzbildungsstrategie wurde vor dem Hintergrund ins Leben gerufen, dass Österreich Aufholbedarf im Bereich Finanzbildung hat. Das Projekt zur Erarbeitung der Nationalen Finanzbildungsstrategie für Österreich wurde gemeinsam mit der Europäischen Kommission, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und in enger Einbindung rund 50 nationaler Institutionen (Stakeholder) aus dem Bereich Finanzbildung durchgeführt. Weitere Infos unter: Nationale Finanzbildungsstrategie