WBF-Expertenforum 2024: Nach Prüfung der aktuellen Studienlage: Keine Gesundheitsgefährdung für den Menschen durch Mobilfunk
Die Tätigkeit des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF)* wurde im November 2024 mit der alljährlichen Konsensuskonferenz abgerundet. Dabei wurden 161 – im Zeitraum von Juli 2023 bis inklusive Juni 2024 auf internationaler Ebene publizierte – wissenschaftliche Arbeiten geprüft und bewertet.
Neben den Mitgliedern des WBF nahm eine Reihe externer Expertinnen und Experten relevanter Fachgebiete an der Evaluation der Studien sowie an der Erstellung des Konsensus-Beschlusses teil.
Anhand der aktuellen Studienlage kamen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter des WBF auch heuer wieder zu dem Ergebnis, dass eine vom Mobilfunk ausgehende Gefahr für die Gesundheit des Menschen als unwahrscheinlich anzusehen ist.
Gegenstand der Begutachtung waren Veröffentlichungen von Studien (Human-, Tier- und Zellstudien) sowie weiteren wissenschaftlichen Arbeiten auf folgenden Gebieten:
- Befindlichkeit und Schlaf,
- Gehirn und Nervensystem,
- männliche Fertilität,
- Hals-Nasen-Ohren,
- Augen,
- Haut,
- Kinder und Jugendliche,
- Epidemiologie und Krebserkrankungen,
- Zellbiologie und Dosimetrie.
„Eine Gefährdung der Gesundheit des Menschen durch hochfrequente elektromagnetische Felder unterhalb der Grenzwerte ist aufgrund der aktuell vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz aus derzeitiger Sicht nicht wahrscheinlich.“, erläuterte Univ.-Prof. Dr. Gerald Haidinger (Zentrum für Public Health an der MedUni Wien, Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin), Vorsitzender des WBF.
Auch diesmal ergab sich die Erkenntnis, dass nur eine überschaubare Zahl der neu publizierten Studien auf Originaldaten beruhen.
Epidemiologie von Krebserkrankungen
Wie Prof. Haidinger ausführte, „können wir mittlerweile auf mehr als 25 Jahre Mobilfunknutzung zurückblicken, ohne dass sich diese in der Entwicklung der Inzidenz von Tumorerkrankungen negativ bemerkbar gemacht hätten.“ Neueste Analysen aus Langzeitstudien zeigen jedenfalls keinen Einfluss auf die Entstehung von Krebserkrankungen.
Dosimetrie: Neue Methoden zur Expositionsbestimmung; Studienqualität
weiterhin zufriedenstellend
Der zuständige Experte des WBF, DI Dr. Georg Neubauer (Austrian Institute
of Technology), berichtete, dass in den letzten Jahren neue Methoden zur Expositionsbestimmung entwickelt bzw. verwendet wurden, welche es erlauben, die tatsächliche Belastung präziser abzuschätzen. Hier zeigt sich, dass die geltenden Grenzwerte bei Exposition gegenüber Mobilfunk eingehalten werden.
Zahlreiche dosimetrische Studien fokussierten sich im letzten Publikationsjahr auf optimierte Antennenarrays. Eine Schweizer Studie zeigte in fast allen Mikroumgebungen eine Abnahme der Exposition im Vergleich zu den Jahren 2014 und 2021 und ähnelt damit in der Kernaussage einer norwegischen Studie aus dem Jahr 2023. Im Gegensatz dazu zeigte eine griechische Studie bei der Analyse der Ergebnisse von 2003 bis 2022 einen leichten Trend zu einer Erhöhung der Exposition. Eine australische Studie kommt beim Vergleich von 2015/2016 mit 2022 zu vergleichbaren Trends.
Nach wie vor gibt es Untersuchungen der Leistungsflussdichte bei Exposition durch Millimeter-Wellen, die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI bzw. AI) zur Abschätzung der Exposition ist zusätzlich zu erwähnen.
Dazu Univ.-Prof. DI Dr. Norbert Vana, Strahlenphysiker und ehemaliger Vorsitzender des WBF: „Wir empfehlen die weitere Durchführung von Studien zu den Frequenzen im Millimeter-Wellenlängenbereich (5G).“
Besonnener Umgang mit dem Mobilfunk
Auch wenn die derzeitige Studienlage keine Gesundheitsgefährdung durch den Mobilfunk belegt, mahnt der WBF auch weiterhin zum besonnenen Umgang mit dieser Technologie.
* Der WBF (Wissenschaftlicher Beirat Funk) wurde 2004 gegründet. Aktuell steht er dem Bundesministerium für Finanzen als beratendes Organ zur Seite. Sein Tätigkeitsbereich umfasst den Mobilfunk und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen.